Buchhandlung Alexowsky

Rezensionen

Polarrot
 

Eva


Die Geschichte eines Lebenskünstlers

Das Buch "Polarrot" von Patrick Tschan erzählt die Geschichte des jungen Lebenskünstlers Jakob Breiter. Er wuchs in ärmlichen Verhältnissen mit einem gewalttätigen Vater auf. In seiner Kindheit wird er vom Pfarrer seiner Gemeinde gerettet und landet im Kloster St. Gallen - schon damals wollte er hoch hinaus und nie mehr arm sein.


Der sympathische Protagonist ist ein Hochstapler erster Klasse - manchmal wird auch zu hoch gestapelt und sein Kartenhaus fällt in sich zusammen und reißt ihn mit. So auch zu Beginn des Buches als er sich als Heiratsschwindler versuchte. Er probierte sein Glück bei einer reichen Russin und gab sich als Sohn eines angesehen Bankiers aus. In einer Gaststätte wird seine Identität als Bauernsohn und Fiaker aufgedeckt. Seine kühnsten Befürchtungen treten nicht ein - er wird weder geteert noch gefedert und verliert "nur" seinen Job.


Er macht sich auf den Weg in die nächste Stadt und beginnt sein Leben neu zu ordnen - er wird Vertreter eines Chemiekonzern und klettert dort die Karriereleiter rasch hinauf, bringt immer mehr Ideen in die Firma ein und wird Starvertreter und -verkäufer. Aufgrund des Reichsbeflaggungsgesetzes herrscht ein wahrer Run auf die Farbe Polarrot. Sein Chef hält große Stücke auf hin und macht ihm im Rahmen eines Festes mit seiner Frau Charlotte bekannt. Jakob - der sich mittlerweile Jacques nennt - findet sie äußerst attraktiv und trifft sich mit Zustimmung ihres Mannes und seines Chefs regelmäßig. Charlotte will ihm die Augen öffnen und ihn für die Situation sensibilisieren. Jacques sieht allerdings nur das Geld und wird immer gieriger - er beginnt nach einer Zeit Sachen von Deutschland in die Schweiz. Doch auch das kann auf Dauer nicht gut gehen...


Ich habe das Buch zufällig im Rahmen der LB Themenchallenge ausgesucht und habe es verschlungen. Der Schreibstil ist einfach grandios, der Leser wird in den Bann gezogen und man fiebert mit dem Protagonisten mit. Der Protagonist ist eigentlich ein Typ Mensch, den man eigentlich nicht mag - Heiratsschwindler, Betrüger, Hochstapler und ein Mensch mit einer scheinbar unstillbaren Gier nach Geld und dem Leben. Je mehr man jedoch liest, desto mehr mag man den komischen Kautz, der sich immer wieder - und sei es auf noch so kreative Art und Weise - zu helfen weiß.


Der Autor verwendet eine kühle Sprache, die sich von der Masse abhebt - klare Worte, kurze prägnante Sätze und eine packende Handlung. Von mir gibt's 5 Sterne und ich weiß, dass ich das Buch sicher nicht zum letzten Mal gelesen habe.

Lisa Kulle, Buchhandlung Heyn, Klagenfurt


Mitfiebern mit einem der sympathischsten Gauner der Literatur

Jack Breiter wächst in ärmlichen Verhältnissen auf und will von klein auf nicht viel mehr, als ganz nach oben zu kommen. Nach einem Hürdenlauf aus Gaunereien findet er sich in einem Konzern wieder, der den Nazis die Farbe für die Hakenkreuzfahne verkauft und wird dort prompt zum Starverkäufer. Doch es kommt wie es kommen muss: Er verliebt sich und die Probleme häufen sich unaufhörlich. Obwohl Jack wohl kaum zu den guten Menschen zu zählen ist, so entwickelt man im Laufe der Geschichte doch eine Sympathie für ihn und drückt ihm die Daumen, dass er all seine Vorhaben schafft! Tauchen Sie ein in ein Leben voll Ideenreichtum, Hinterlist und unermüdlichem Überlebensgeist!

HEYN Leserunde Barbara Maria Angerer


Patrick Tschan versteht es meisterlich, die Geschichte ? mit dem Hintergrund des großen Leides im Zweiten Weltkrieg ? durchwegs hell und freundlich zu gestalten

In Patrick Tschans Roman Polarrot treffen in klarer Sprache und hohem Erzähltempo durchwegs sympathische Protagonisten aufeinander und ziehen die Leserin in eine Geschichte, die viel Verständnis erzeugt für den Helden Jack Breiter. Aus der hintersten, ärmlichsten Talschaft der Schweiz kommend, findet dieser immer wieder Mittel und Wege, dem Schicksal des Elends zu entrinnen, Retter zu finden, selbst zum Retter zu werden, immer wieder auf seine inneren Wunden zurückgeworfen zu werden, immer wieder neu anzufangen und letztendlich mit Schlauheit Oberwasser zu behalten.
Zu Beginn der Geschichte, in der Zwischenkriegszeit angesiedelt, baut sich die Handlung in schneller Abfolge auf und schleudert die Betrachterin der Geschichte mit hohem Tempo in den Ablauf. Kurze Sequenzen werden mit sehr eindringlichen Bildern beschrieben, erklären die Geschichte geschickt und lassen die Leserin etwas atemlos in der nächsten neuen Realität der Handlung landen. Unbändiges Streben nach der Welt des Reichtums, der Macht und dem Glück wurde verwoben mit Armut, Krieg, Elend und Schmerz.
Patrick Tschan versteht es meisterlich, die Geschichte durchwegs hell und freundlich zu gestalten, sozusagen aus der positiven Ecke heraus betrachtend, um zeitgleich die Schwere und das Leid des Krieges im Hintergrund, mit einer Nebensächlichkeit einfließen zu lassen, die Verstehen fördert und wenig Zeit lässt, um ganz in die Schwere eintauchen zu können.
Die in der Geschichte beschriebene Partnerschaft zwischen Gott und dem Teufel, die erlesene Partnerschaft der hellen, leichten Erzählkunst mit dem Hintergrund des großen Leides im Zweiten Weltkrieg macht die Sympathie dieses Buches aus.

HEYN Leserunde Renate Pfeiffer


Sehr vergnüglich zu lesen

Die Erfolgsgeschichte eines Schlitzohres aus ärmlichen Verhältnissen: mit Geschick und Frechheit arbeitet Jack Breiter sich hoch, den ersten Schliff holt er sich im Grand Palace in St. Moritz. Ein genialer Schachzug, denn wer sonst könnte der feinen Welt näher sein als die Bediensteten in einem Luxushotel?
Natürlich sind seine ersten Schritte zu kühn und müssen scheitern, aus dem Heiratsschwindel wird nichts, aber allmählich hat er Erfolg, er traut sich alles zu und vieles gelingt ihm auch, allerdings immer mit einem Fuß am Abgrund, seine Dreistigkeit könnte ja auch einmal schief gehen. Und wenn man seinen Weg mit großem Lesevergnügen verfolgt und ihm die Daumen hält, wird man sich erst allmählich seiner Skrupellosigkeit bewusst, er spielt mit im System und zieht seine Vorteile daraus, auch wenn Hitler ihm unheimlich ist.
Dann fehlen zwei Jahre in der Biographie, das System hat zugeschlagen und Jack Breiter ins KZ gebracht.
Er kommt zurück und gibt nicht auf, fast bieder baut er sich eine neue Existenz auf, (das geschmuggelte Gold ist ihm ja geblieben, auch sonst ist noch einiges da von seinen Ersparnissen) er heiratet- und hat bald wieder eine sichere Einnahmequelle, er schmuggelt Menschen in die Schweiz. Ein ?Gutmensch? ist Breiter sicher nicht, aber bereit, etwas zu riskieren, wenn es ihm etwas bringt, und er könnte das gefährliche Spiel ja auch lassen. Aber er ist vorsichtiger geworden und weiß, wann er aufhören muss.
Ein Hochstapler, ein Kriegsgewinnler, ein Lügner, aber man kann ihn verstehen und findet ihn sympathisch- wie hätte er sonst seinen Weg machen sollen? Sehr vergnüglich zu lesen, wenn jemand aus nichts etwas machen kann, auch wenn der Weg mitunter krumm ist, er weiß seine Talente zu nützen.
Und natürlich wünscht soll er in Tel Aviv mit Charlotte sein Glück finden- aber ob das nach all diesen Umbrüchen überhaupt möglich ist, ist eine andere Geschichte.

HEYN Leserunde Manfred Kohl


Vorweg: für mich ein wunderbares Buch! Gut erzählt, spannend, zeitgeschichtlich interessant und anregend ...

Vorweg: für mich ein wunderbares Buch! Gut erzählt, spannend, zeitgeschichtlich interessant und anregend. Abgesehen vom vermittelten Feeling für die Nazizeit ist für mich der Dialog zwischen dem Pfarrer und J. Breiter über Gott und Luzifer einer der Höhepunkte.

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Mir persönlich haben verschiedene Details gefehlt - die ganze Erzählung findet an der Oberfläche statt

Das Buch kommt mir wie ein Theaterstück in 4 Akten vor, wobei der 3 Akt - sein 2 ½ jähriger Aufenthalt im KZ - weggelassen wird.
Polarrot beschreibt die Entwicklung eines armen Bauernjungens über den bauernschlauen Verkäufer bis hin zum Menschenschmuggler.
Eine Aneinanderreihung von unterschiedlichen Geschichten, die auch von verschiedenen Personen dargestellt werden könnten.
Mir persönlich haben verschiedene Details gefehlt.
Die ganze Erzählung findet an der Oberfläche statt und zum Drüberstreuen gibt es am Ende noch ein HAPPY END.

HEYN Leserunde Maria Dörfler


Wunderbar zu lesen, unterhaltsam mit viel Tiefgang ... ein Buch, das ich vorbehaltlos empfehlen würde!

Ein wirklich bemerkenswertes Buch!
Wunderbar zu lesen, unterhaltsam mit viel Tiefgang, eine spannende Geschichte.
Jacques alias Köbi ist eine lebendige, interessante und beeindruckende Gestalt , immer gut für Überraschungen, nicht zu gut, nicht zu böse, aber doch in sich konsistent.
Ein wenig vom Hochstapler Felix Krull (Thomas Mann), ein wenig Gauner, der sich geschickt durchs Leben schlägt, ein weinig Widerstandskämpfer, ein wenig Liebender und doch ein Moralist.
Ein Buch, das ich vorbehaltlos empfehlen würde!

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Wunderbare Literatur!

Ein sympathischer Gauner, der sich vom gequälten Bauernkind zum Gentleman mausert, seine Kässelis für Wünsche und Träume mit Geld füllt und die Herzen der Frauen im Sturm erobert - oder sich erobern lässt? Der Protagonist Jack Breiter liebt das schöne Leben und guten Rotwein. Als Kind von seinem trunksüchtigen Vater fast zu Tode geprügelt, wird er von einem Pfarrer gerettet. Er hat nur einen Wunsch in seinem Leben, Geld und den Aufstieg in die ?bessere Gesellschaft?.
Für seine große Liebe Charlotte, - die ganz nebenbei die Frau seines Chefs ist ? schmuggelt Breiter Goldbarren von Deutschland in die Schweiz.
Er wird verraten und verbringt zwei Jahre im KZ, die ein weiteres Trauma in seinem Leben hinterlassen. Erst durch Ernie, die er schließlich zur Frau nimmt, findet Breiter wieder Halt in seinem Leben, zieht sich aus dem Geschäftsleben zurück und kauft sich einen abgelegenen Bauernhof, nahe der Grenze zu Frankreich. Durch Zufall lernt er Yves kennen, ein Mitglied der Resistance. Die beiden verbindet nicht nur die Vorliebe für guten Rotwein, sie verhelfen vielen verfolgten Juden zur Flucht von Frankreich in die Schweiz. Nicht zuletzt auch jenem Mann, für den einst die Goldbarren, die Breiter von Deutschland in die Schweiz schmuggelte, bestimmt waren.
Wunderbare Literatur!

HEYN Leserunde Erika Liebminger


Die Stärke des Buches liegt für mich in seiner Leichtigkeit!

Die Geschichte eines schlitzohrigen Toggenburger Bauernsohns auf dem Weg nach oben, unnachahmlich erzählt von Patrick Tschan. Seinen Arbeitsplatz in einem Luxushotel in St. Moritz verliert Jack Breiter nach dem ungeschickten Versuch, sich eine russische Millionärin zu angeln. Den Job als Vertreter für Senf und Kaffeeersatz gibt er auf, als ihm eine lukrative Stelle in einer Fabrik für textile Farbstoffe angeboten wird. Sein Ehrgeiz macht ihn schließlich so erfolgreich, dass es ihm gelingt, den Nazis das Rot für Ihre Hakenkreuzfahnen zu verkaufen. Sein einträgliches Geschäft mit dem Schmuggel von Goldbarren fliegt auf, er wird verhaftet.
Nach zwei Jahren Gefängnis schafft er sich mit einem kleinen Bauernhaus im Jura sein eigenes Refugium, prädestiniert für seine nächsten Aktivitäten. Nun ist es nicht nur Wein, den er auf gefährlichen Schleichpfaden aus Frankreich über die Schweizer Grenze bringt, es sind vor allem Menschen.
Die Stärke des Buches liegt für mich in seiner Leichtigkeit, einfach die Beschreibung des Lebens als Folge von Unabwägbarkeiten.

HEYN Leserunde Ewa Wiercinska


eine sehr unterhaltsame Lektüre

"Polarrot" ist eine sehr unterhaltsame Lektüre über die Zeit des wachsenden Nationalismus aus der Perspektive des jungen Schweizers. Der 20-jährige Jack Breiter hat nur einen großen Traum vom finanziell unabhängigen Leben. Dieses zerfressende Verlangen nach Reichtum, Anerkennung in der Gesellschaft macht sein Leben abenteuerlich gefolgt von Heiratsschwindel, neuen Autos, Liebe, Gefängnis in KZ. Er will sich nicht von dieser Zeit zerstören lassen und bleibt der Politik fern, trotzdem holt sie ihn ein!