Buchhandlung Alexowsky

Rezensionen

Die Schweigende
 

Lesebegeisterte


„Eine Familiengeschichte die sehr berührt“

Dieser Roman spielt abwechselnd in der Gegenwart in München im Jahre 2019 und in der Vergangenheit 1956. Erzählt wird die Geschichte von den drei Schwestern Imke, Angelika und Anne.

Deren Mutter war schon immer etwas komisch, aber so ist sie halt. Als der Vater überraschend stirbt, ist sein letzter Wunsch an Imke, dass sie einen gewissen „Peter“ findet. Sie hat ja keine Ahnung, was sie mit dieser Suche alles erfährt und unter anderem auch warum ihre Mutter so ist wie sie ist.
Das Buch ist sehr spannend, tragisch und unheimlich schockierend. Die Kapitel in den Kinderheimen regen schon zum Nachdenken an. Das Cover finde ich sehr passend. Als ich dieses Buch empfohlen bekommen habe, ahnte ich nicht, dass die Thematik so schrecklich sein wird. Aber trotzdem kann ich mich den zahlreichen Rezensionen vor mir nur anschließen und dieses Buch empfehlen.

Monika Gschnitzer




Ellen Sandberg erzählt in ihrem Buch „Die Schweigende“ über ein totgeschwiegenes Thema der Nachkriegszeit, die Skandale und Zustände in deutschen Kinderheimen. Karin, Mutter dreier erwachsener Töchter, gerade verwitwet, ist in den Augen der Töchter eine kalte Frau, von der sie keine Liebe und Zuneigung erfahren haben. Als eine Tochter nach dem Tod des Vaters mit Recherchen anfängt, fangen sie an zu verstehen, was ihrer Mutter einst widerfahren ist.

Barbara Pernter




Das Verhältnis der Schwestern Imke, Geli und Anne zu ihrer Mutter war immer sehr distanziert. Es war der Vater, der immer für seine Töchter da war, der die Familie zusammenhielt und sich auch um seine Frau kümmerte. Sein Tod stellt die Familie vor ganz neuen Herausforderungen. Vor allem Imke, die dem Vater auf dem Sterbebett versprochen hat nach Peter zu suchen, beginnt sich für die Vergangenheit ihrer Mutter zu interessieren. Denn Imke kennt keinen Peter und sie weiß auch nicht, dass ihre Mutter vor vielen Jahren ein lebenslustiges Mädchen war, bis sie in die Fänge der Führsorge geriet.
Ellen Sandberg hat einen spannenden Roman geschrieben, über eine Familie, die an einer nie aufgearbeiteten Vergangenheit zu zerbrechen droht. Aber darüber hinaus ist es auch eine erschütternde Geschichte über die Zustände in Erziehungsheimen in Deutschland in den 50iger und 60iger Jahren. Ein Thema bei dem es um großes Unrecht und beschämendes menschliches Versagen geht. Die Grausamkeit mit der, die Kinder behandelt wurden ist auch wirklich nur schwer zu ertragen. Ein Roman, der mich sehr berührt hat.

gaby2707


Eine Familiengeschichte, die mich sehr berührt hat

Mit diesem Buch erzählt Ellen Sandberg eine Familiengeschichte, deren Grund für ihre Probleme in der Nachkriegszeit liegt.

Eigentlich ist die Familie Remy eine Bilderbuchfamilie. Vater Jens, der vor ein paar Jahren verstorben ist, Mutter Karin, die ihr Leben lang den Kindern und auch ihrem Mann gegenüber keine Gefühle zeigen und auch nicht annehmen kann, und die erwachsenen Töchter Imke, Angelika „Geli“ und Nesthäkchen Anne. Aber wie so oft trügt der Schein und in der Familie sieht es ganz anders aus. Karin hat nie über ihre Vergangenheit gesprochen, wollte immer nur nach vorne sehen, was sich bis in die heutige Zeit negativ auswirkt.

Mich persönlich hat das Buch sehr mitgenommen, da auch ich mit einer Mutter aufgewachsen bin, die sich mit Nähe zulassen sehr schwer getan hat.

Auch Karin tut sich mit Liebe geben und Nähe zulassen sehr schwer. Aber sie spricht auch nicht darüber, will alles im Verborgenen belassen. Also versucht Imke, die ihrem Vater versprochen hat, sich um ihre Mutter zu kümmern, das Rätsel im Leben ihrer Mutter zu lösen und stößt so auf Ungeheuerlichkeiten, die nur schwer zu verarbeiten und unfassbar sind. Alles hat irgendetwas mit Karins Bruder Peter zu tun, von dem die drei Mädchen gar nicht wussten, dass es ihn überhaupt gibt. Imke soll ihn nun finden.
Während Imke eine sehr empathische und zugewandte Frau ist, hätte ich die keine Schwester Anne immer wieder schütteln können. Ihre Einstellung zu vielem ist für mich einfach unfassbar und rücksichtslos ihren Schwestern und der Mutter gegenüber.

Ich habe mit gelitten, mit getrauert, war teils fassungslos und aufgewühlt, wenn ich gelesen habe, wie die Geschwister miteinander umgehen. Ich habe mich mit Imke über jeden kleinen Erfolg bei der Suche nach Peter gefreut, um anschließend wieder den Kopf zu schütteln, weil es einfach unbegreiflich ist, was Karin und ihrem Bruder kurz nach den Kriegsjahren zugestoßen ist.

Die Geschichte, die auf zwei Zeitebenen erzählt wird, ist so dicht, so konfliktbelastet, so emotional, dass ich immer wieder Tränen in den Augen hatte. Sie hat mich sehr berührt, aber auch wütend gemacht. Ich bin selbst immer wieder erstaunt, wie Ellen Sandberg es schafft, mich und meine Gefühle so an meine Grenzen zu bringen.
Durch den eingängigen, sehr lebhaften und bildreichen Schreibstil kann ich mir Karin, die drei Mädels und auch die vielen anderen Protagonisten sehr gut vorstellen. Sie wirken alle sehr authentisch, auch in ihrem Denken und Handeln. Mein Kopfkino hatte hier mal wieder sehr viel zu tun. Ich habe es dauerhaft eingeschaltet gelassen, auch wenn ich immer wieder Szenen vor Augen hatte, die mir sehr unter die Haut gegangen sind.

Ellen Sandberg hat sich eines sehr traurigen Kapitels über Kindererziehung und Missbrauch in kirchlichen Heimen angenommen, was es leider zu der damaligen Zeit nicht nur hier in Deutschland gegeben hat. Für mich ist dieses Buch eines der Lesehighlights in diesem Jahr.