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Die Spur der SchakaleOverlay E-Book Reader

Die Spur der Schakale

Thriller | Michael Lüders

E-Book (EPUB)
2020 C.h.beck
Auflage: 1. Auflage
394 Seiten
ISBN: 978-3-406-74858-5

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Kurztext / Annotation
An einem eiskalten Osloer Wintermorgen liegt im Vorgarten von Berit Berglund, Chefin der Geheimdiensteinheit E 39, eine grotesk drapierte Leiche: Hauke Ingstad, zuletzt stellvertretender CEO von «Nordic Invest», dem größten Staatsfonds der Welt.
Als auch der Leiter des norwegischen Rechenzentrums «Green Valley», Erling Opdal, tot aufgefunden wird, verdichten sich die Anzeichen, dass es jemand auf das Vermögen und den Datenschatz des ganzen Landes abgesehen hat. Welche Fäden zieht der amerikanische Investmentfonds «BlackHawk» bei diesen Machenschaften, was hat die kalifornische Datenkrake «Elendilmir» mit den Morden zu tun? Und wie kann es sein, dass ein amerikanischer Killer von zwei norwegischen Polizisten beschützt wird? Mit ihrem Team, der deutschen Journalistin Sophie Schelling, die sich vor dem Zugriff der NSA nach Oslo gerettet hat, und Harald Nansen, einem Geheimpolizisten pakistanischer Herkunft, nimmt Berit Berglund die Jagd auf, die bis in höchste Polizei- und Regierungskreise führt. Michael Lüders hat einen packenden, schockierend realistischen Politthriller geschrieben: Wer wissen will, wer die Welt regiert, muss nur der Spur des Geldes folgen.

Michael Lüders, Autor und Orientalist, war lange Jahre Nahost-Korrespondent für "DIE ZEIT", ist Präsident der Deutsch-Arabischen Gesellschaft und Islamexperte für Hörfunk und Fernsehen. Er hat bislang 4 Romane und einen Erzählungsband sowie eine Vielzahl von Sachbüchern veröffentlicht.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Auf dem Weg zum Flughafen saß Harald am Steuer und redete viel. Er fuhr schnell, Sophie studierte das Innenleben der Fahrzeuge, die sie überholten. Sah schweigende Paare und solche, die sich etwas zu sagen hatten, mal freundlich, mal lebhaft. Mütter, die sich ihren Kindern auf der Rückbank zuwandten. Offenkundig verträumte Fahrer, die nicht immer Spur hielten. Ein merkwürdiges Wechselspiel aus Zufällen, ging es ihr durch den Kopf. Gelegentlich trafen sich ihre und Haralds Blicke. Dann verspürte sie einen leichten Stich, aufsteigende Melancholie. Nicht allein wegen Haralds Ähnlichkeit mit Hassan Maliki. Mehr noch, wenn sie ehrlich war, weil jeder Gedanke an den getöteten marokkanischen Vertrauten sie gleichzeitig an ihr eigenes, ihr seither verlorenes Leben erinnerte. An Berlin. An ihre Freunde dort, die sie seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hatte und vorerst auch nicht wiedersehen würde.

Was Harald über den Besuch bei seinem früheren Kollegen erzählte, wunderte sie nicht. Möglicherweise ein Auftragskiller, eventuell im Duett mit der Polizei: Das große Ganze würde sich erschließen, hoffentlich, im Laufe der Zeit. Die im Dunkeln lassen niemals ab von ihrer Sucht nach Größe und Bedeutung, nach Geld und Macht. Das Dreigestirn der Hybris. Dabei machten sie Fehler, hinterließen Spuren. Darin lag die Chance ihres Teams, von E 39. Eine Weisheit nordamerikanischer Ureinwohner kam Sophie in den Sinn: Du musst nur lange genug am Ufer des Flusses sitzen bleiben, bis du die Leichen deiner Feinde vorübertreiben siehst.

«Sagt dir BlackHawk was?», fragte sie.

«Nein, was soll das sein? Eine Fluggesellschaft?»

«Ist der Name einer Schattenbank. Der größten der Welt. Die sitzen in New York.»

«Okay. Wie kommst du jetzt auf die?»

«Hatte ich dir doch erzählt. BlackHawk und Green Valley. Über die hatte sich Hauke Ingstad im Internet informiert. Laut Suchverlauf auf seinem Computer.»

«Stimmt, ja. Und was ist das, eine Schattenbank?»

«Das ist eine Bank, die offiziell keine ist, juristisch gesehen, und sich als Finanzdienstleister versteht. Eine Schattenbank hat den Vorteil, keinerlei Bankenaufsicht zu unterliegen, aber trotzdem gewaltige Geldmengen zu bewegen. BlackHawk jedenfalls verwaltet über 6300 Milliarden Dollar, hat in mehr als 70.000 Unternehmen investiert und besitzt Anteile von mehreren Prozent aller weltweit gehandelten Börsenwerte. Letztendlich geht es um Vermögensverwaltung, nicht anders als bei Nordic Invest. Die aber sind nur der David, gemessen am Goliath BlackHawk.»

«Haben die was miteinander zu tun?»

«Das müssen wir herausfinden.»

Harald strich sich über den Bart. «Du wolltest dich um Tom Phillips kümmern. Unseren Komapatienten. Was ist das für ein Typ?»

Sophie schürzte die Lippen. «Ja ... Ehrlich gesagt, das hatte ich fast verdrängt.»

«So schlimm?»

«Der ist ein Enthüllungsjournalist.»

«Ach du Scheiße. Wie du früher?»

Sie schwieg. Irgendwann grunzte Harald und klopfte ihr mit der rechten Hand aufs Knie. «Wenn du willst, übernehme ich den. Ist für dich wohl leicht traumatisch, oder? Da kommen alte Erinnerungen hoch.»

Wieder schwieg Sophie.

«Schon gut, wir finden eine Lösung», fuhr Harald fort. «Was genau enthüllt er?»

«Sein großes Thema ist amerikanische Außenpolitik. Big Business und die Geheimdienste.»

«Wow! Ist ja geradezu dein Blutsbruder, was? Suchet und ihr werdet finden, sprach der Herr. Und ihr habt euch nicht gesucht und trotzdem gefunden! Muss ich eifersüchtig werden, Sophie?» Er lachte.

«Fragt sich, was er mit Hauke Ingstad zu tun hatte.» Sophie ließ sich keine Regung anmerken.

«In der Tat. Das wird spannend.» Harald schien zu überlegen. «Weißt du, was mich wundert, Sophie? Diese ganze Geschichte hier ist völlig abgedreht, und wir wissen nichts. Aber auf einmal fliegen uns die Indizien geradezu um die Ohren. Das ist doch merkwürdig, oder?»