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Der KastanienmannOverlay E-Book Reader

Der Kastanienmann

Thriller | Søren Sveistrup

E-Book (EPUB)
2019 Goldmann Verlag; Politikens Forlag
608 Seiten
ISBN: 978-3-641-24051-6

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Kurztext / Annotation
Der Nr.1-Bestseller aus Dänemark - vom Macher der Erfolgsserie THE KILLING (Kommissarin Lund).
Es ist ein stürmischer Tag in Kopenhagen, als die Polizei an einen grauenvollen Tatort gerufen wird. Auf einem Spielplatz liegt die entstellte Leiche einer jungen Frau. Und der Täter hat eine unheimliche Botschaft hinterlassen: Über dem leblosen Körper schwingt eine kleine Puppe aus Kastanien im Wind. Kommissarin Naia Thulin und ihr Partner Mark Hess stehen vor einem Rätsel. Denn die Figur trägt den Fingerabdruck eines Mädchens, das ein Jahr zuvor ermordet wurde - die Tochter der Politikerin Rosa Hartung. Und dann taucht ein zweites Kastanienmännchen auf ...

Søren Sveistrup ist ein dänischer Drehbuchautor. Bekannt wurde er durch die Serie ?Nikolaj und Julie? und den mehrteiligen TV-Thriller ?Kommissarin Lund: Das Verbrechen?, der unter dem Namen ?The Killing? für den US-Markt adaptiert wurde und zahlreiche Preise gewann.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

1

Gelbe und rote Blätter segeln durch das Sonnenlicht auf den feuchten Asphalt, der wie ein dunkler, spiegelglatter Fluss den Wald durchschneidet. Als der weiße Dienstwagen vorüberfährt, werden sie für einen kurzen Moment durch die Luft gewirbelt, um sich dann auf zusammengeklebten Haufen entlang der Straße zurechtzulegen.

Marius Larsen nimmt den Fuß vom Gas, geht langsamer in die Kurve und versucht sich zu merken, dass er dem Straßenamt der Gemeinde Bescheid geben sollte, dass sie mal mit der Kehrmaschine hier rauskommen müssen. Wenn die Blätter zu lange liegen bleiben, hat man keinen sicheren Grip auf der Straße, und so was kann Leben kosten. Marius hat das schon oft gesagt. Seit 41 Jahren ist er im Dienst, die letzten 17 als Leiter des Polizeireviers, und in jedem Spätherbst muss er sie daran erinnern. Doch heute wird nichts daraus, denn heute muss er sich auf das Gespräch konzentrieren.

Marius Larsen dreht verärgert am Sender des Autoradios, kann aber nicht finden, was er sucht. Nur Nachrichten über Gorbatschow und Reagan und Spekulationen über den Mauerfall in Berlin. Er stehe kurz bevor, heißt es. Möglicherweise bricht eine völlig neue Epoche an.

Er hat schon lange gewusst, dass dieses Gespräch kommen muss, und trotzdem hat er sich bisher nicht dazu durchringen können. Jetzt ist es nur noch eine Woche, bis er, so denkt seine Frau, in Pension geht, es ist also höchste Zeit, ihr die Wahrheit zu sagen. Dass er nicht ohne seine Arbeit sein kann. Dass er das Praktische schon geregelt und die Entscheidung rausgeschoben hat. Dass er noch nicht bereit ist, nach Hause aufs Ecksofa zu kommen und »Glücksrad« zu kucken, im Garten die Blätter zusammenzufegen oder mit den Enkelkindern Schwarzer Peter zu spielen.

Wenn er das Gespräch in seinem Kopf durchspielt, ist alles ganz einfach, aber Marius weiß nur zu gut, dass sie traurig sein wird. Sie wird sich betrogen fühlen, vom Tisch aufstehen und rausgehen. Den Herd in der Küche wischen, ihm den Rücken zudrehen und sagen, dass sie das gut verstehen kann. Doch das kann sie nicht. Deshalb hat er, als vor zehn Minuten die Meldung über den Polizeifunk kam, im Revier Bescheid gegeben, dass er die Sache selbst übernehmen wird. So kann er das Gespräch noch ein wenig rausschieben. Normalerweise wäre er verärgert darüber, den ganzen langen Weg durch Felder und Wald zu Ørums Hof fahren zu müssen, um denen da zu sagen, dass sie besser auf ihre Tiere aufpassen müssen. Schon mehrmals waren entweder Schweine oder Kühe aus der Umzäunung ausgebrochen und über die Felder der Nachbarn gestreift, bis Marius selbst oder einer seiner Leute Ørum dazu gebracht hatte, sich darum zu kümmern. Doch heute macht ihm das nichts aus. Selbstverständlich hat er das Revier angewiesen, erst einmal anzurufen, sowohl bei Ørum zu Hause als auch bei seinem Teilzeitjob an der Fähre, doch da bisher keine Rückmeldung kam, hat er oben auf der Hauptstraße gewendet, um persönlich hinzufahren.

Marius landet bei einem Sender mit alter Schlagermusik. »Ein knallrotes Gummiboot« tönt in den Fond des alten Ford Escort hinaus, und Marius dreht auf. Er genießt den Spätherbst und die Straße da draußen. Der Wald mit den gelben, roten und braunen Blättern, vermischt mit dem Immergrün. Die Vorfreude auf die bevorstehende Jagdsaison. Er kurbelt die Fensterscheibe herunter, die Sonne wirft ihr fleckiges Licht durch die Baumkronen auf die Straße, und für einen Moment vergisst Marius, wie alt er ist.

Auf dem Hof ist es still, als er ankommt. Er steigt aus und schlägt die Autotür zu, und mit einem Mal fällt ihm ein, dass es lange her ist, seit er das letzte Mal hier draußen war. Der große Hof wirkt vernachlässigt. Die Stallfenster sind zerbrochen, an den Hauswänden ist der Putz abgeblättert, und das leere Schaukelgestell im hohen Gras des Rasens scheint von den großen Kastanienbäumen, die das Grundstück säumen, fast verschluckt zu werden.

Nachdem Marius dreimal geklopft un