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Schweige still

Psychothriller | Michael Robotham

E-Book (EPUB)
2019 Goldmann Verlag; Sphere, Little, Brown
512 Seiten
ISBN: 978-3-641-23124-8

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Kurztext / Annotation
Über 2,6 Millionen verkaufte Bücher von Michael Robotham allein im deutschsprachigen Raum.
Seine Kindheit birgt ein schweres Trauma, sein Leben hat er dem Kampf gegen das Verbrechen gewidmet: Der Psychologe Cyrus Haven berät die Polizei bei der Aufklärung von Gewaltverbrechen. Während er einen brutalen Mordfall untersucht, lernt Cyrus Evie Cormac kennen. Evie, die als Kind aus den Fängen eines Entführers gerettet wurde, ist zu einer hochintelligenten, aber unberechenbaren jungen Frau herangewachsen. Und verfügt über ein untrügliches Gespür dafür, wenn jemand lügt. Als Cyrus' Ermittlungen sich zuspitzen, bringt sie damit nicht nur sich selbst in tödliche Gefahr ...

Der Auftakt zur neuen Serie von Michael Robotham.

Michael Robotham wurde 1960 in New South Wales, Australien, geboren. Er war lange als Journalist tätig, bevor er sich ganz der Schriftstellerei widmete. Mit seinen Romanen stürmt er regelmäßig die Bestsellerlisten und wurde bereits mit mehreren Preisen geehrt, unter anderem mit dem renommierten Gold Dagger. Michael Robotham lebt mit seiner Familie in Sydney.



Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

1
Cyrus

»Welche ist es?«, frage ich und beuge mich näher zum Observationsfenster.

»Die Blonde mit dem weiten Pullover, die ein wenig abseits sitzt.«

»Und du erzählst mir nicht, warum ich hier bin?«

»Ich möchte deine Entscheidung nicht beeinflussen.«

»Was entscheide ich denn?«

»Beobachte sie einfach.«

Ich betrachte erneut die gemischte Gruppe von Teenagern. Die meisten tragen Jeans und Oberteile mit langen Ärmeln, um sämtliche selbst zugefügten Verletzungen zu verbergen. Einige ritzen oder kratzen sich, andere fügen sich Verbrennungen zu, sind bulimisch, magersüchtig, zwangsgestört oder hyperaktiv, zählen zu den Pyromanen, Soziopathen oder Narzissten. Einige missbrauchen Drogen oder Nahrungsmittel. Andere schlucken Fremdkörper, rennen vorsätzlich gegen Wände oder gehen absurde Risiken ein.

Evie Cormac hat die Knie an den Körper gezogen, beinahe so als würde sie dem Boden nicht trauen. Sie ist hübsch mit einem Schmollmund; sie könnte achtzehn oder vierzehn sein. Noch nicht ganz Frau, aber auch kein Mädchen, das sich von seiner Kindheit verabschiedet, stattdessen hat sie etwas Altersloses und Unveränderliches, als hätte sie das Schlimmste schon gesehen und überlebt. Ihre braunen Augen werden von künstlich dichten Wimpern und einem fransigen blondierten Bob gerahmt. Sie hält die langen Ärmel ihres Pullovers in den geballten Fäusten, reckt den Hals und entblößt ein Muster aus roten Flecken unterhalb ihres Kiefers, Knutschflecken vielleicht oder Fingerabdrücke.

Adam Guthrie steht neben mir und betrachtet Evie wie den jüngsten Neuzugang im Twycross Zoo.

»Warum ist sie hier?«, frage ich.

»Aktuell wegen schwerer Körperverletzung. Sie hat jemandem mit einem halben Ziegelstein den Kiefer gebrochen.«

»Aktuell?«

»Es war nicht ihre erste Straftat.«

»Wie viele?«

»Noch nicht der Rede wert.«

Er versucht, witzig zu sein, oder stellt sich absichtlich dumm. Wir sind in Langford Hall, einer geschlossenen Einrichtung für Minderjährige, wo Guthrie als Sozialpädagoge arbeitet. Er trägt weite Jeans, Armeestiefel und einen Rugby-Pullover und gibt sich alle Mühe, auszusehen wie »einer von ihnen«; jemand, der die Kriminalität und die Konflikte der Jugend versteht, und nicht wie ein kleiner unterbezahlter öffentlicher Angestellter mit Frau, zwei Kindern und einer Hypothek. Wir haben zusammen studiert und im selben College gewohnt. Ich würde ihn nicht als Freund bezeichnen, eher als flüchtigen Bekannten, obwohl ich vor ein paar Jahren bei seiner Hochzeit war und mit einer der Brautjungfern geschlafen habe. Ich wusste nicht, dass es Guthries jüngste Schwester war. Hätte es einen Unterschied gemacht? Ich weiß es nicht. Er hat es mir nicht übel genommen.

»Bist du bereit?«

Ich nicke.

Wir betreten den Raum, nehmen zwei Stühle und setzen uns in den Kreis von Teenagern, die uns mit einer Mischung aus Argwohn und Langeweile ansehen.

»Wir haben heute einen Besucher«, sagt Guthrie. »Das ist Cyrus Haven.«

»Wer ist er?«, fragt eins der Mädchen.

»Ich bin Psychologe«, antworte ich.

»Noch einer!«, sagt das Mädchen und verzieht das Gesicht.

»Cyrus ist hier, um zu beobachten.«

»Uns oder dich?«

»Beides.«

Ich achte auf Evies Reaktion. Sie mustert mich ausdruckslos.

Als Guthrie die Beine übereinanderschlägt, rutscht der Saum seines Hosenbeins hoch und entblößt einen blassen, unbehaarten Knöchel. Er ist der Typ munteres Dickerchen, der sich, wenn er etwas anfängt, die Hände reibt in Erwartung des Spaßes, den er haben wird.

»Beginnen wir mit einer Vorstellungsrunde, ja? Ich möchte, dass ihr Cyrus euren Namen sagt, woher ihr kommt und warum ihr hier seid. Wer möchte anfangen?«

Niemand antwortet.

»Wie wär's mit dir, Alana?«

Sie schüttelt den Kopf. Ich sitze Evie direkt gegenüber. Sie weiß, dass ich sie ansehe.