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Die Geschichte des WassersOverlay E-Book Reader

Die Geschichte des Wassers

Roman | Maja Lunde

E-Book (EPUB)
2018 Btb Verlag; Aschehoug
496 Seiten
ISBN: 978-3-641-22506-3

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Kurztext / Annotation
Norwegen, 2017. Die fast 70-jährige Umweltaktivistin Signe begibt sich auf eine riskante Reise: Mit einem Segelboot versucht sie die französische Küste zu erreichen. Dort will die den Mann zur Rede stellen, der einmal die Liebe ihres Lebens gewesen ist.

Frankreich, 2041. Eine große Dürre zwingt die Menschen Südeuropas zur Flucht in den Norden, es ist längst nicht genug Trinkwasser für alle da. Doch bei dem jungen Vater David und seiner Tochter Lou keimt Hoffnung auf, als sie in einem vertrockneten Garten ein altes Segelboot entdecken. Signes Segelboot.

Virtuos verknüpft Maja Lunde das Leben und Lieben der Menschen mit dem, woraus alles Leben gemacht ist: dem Wasser. Ihr neuer Roman ist eine Feier des Wassers in seiner elementaren Kraft und ergreifende Warnung vor seiner Endlichkeit.

Maja Lunde wurde 1975 in Oslo geboren, wo sie auch heute noch mit ihrer Familie lebt. Sie ist eine bekannte Drehbuch- sowie Kinder- und Jugendbuchautorin. »Die Geschichte der Bienen« ist ihr erster Roman für Erwachsene, der zunächst national und schließlich auch international für Furore sorgte. Er stand monatelang auf der norwegischen Bestsellerliste und wurde mit dem Norwegischen Buchhändlerpreis ausgezeichnet.



Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

DAVID

Timbaut, Bordeaux, Frankreich, 2041

Die Hitze flimmerte vor uns über der Straße. Sie wogte auf den Hügelkämmen wie Wasser, doch sobald wir näher kamen, verschwand sie.

Noch immer sahen wir das Lager nicht.

Der Himmel über uns war blau. Nicht eine einzige Wolke. Blau, immer nur blau. Allmählich fing ich an, diese Farbe zu hassen.

Lou lehnte an meinem Arm und wurde leicht hin- und hergeschaukelt, wenn der Lastwagen über Schlaglöcher rumpelte. Hier hatte schon lange niemand mehr die Straßen ausgebessert. Die Häuser am Straßenrand waren verlassen, der Boden sonnenverbrannt.

Ich drehte mich zu Lou um und roch an ihrem Kopf. Ihr zartes Kinderhaar stank nach Rauch. Der strenge Brandgeruch hatte sich auch in unseren Kleidern festgesetzt, obwohl es schon viele Tage her war, seit wir Argelès verlassen hatten. Seit wir eine halbe Familie geworden waren.

Zweiundzwanzig Tage, nein, vierundzwanzig, es waren schon vierundzwanzig Tage vergangen. Irgendwann hatte ich aufgehört zu zählen. Vielleicht wollte ich einfach nicht mehr zählen. Vierundzwanzig Tage, seit wir aus Argelès weggerannt waren. Ich mit Lou in den Armen. Sie weinte. Ich rannte, bis wir den Brand nicht mehr hörten. Bis der Rauch nur noch ein ferner Nebel war. Erst da hielten wir an, drehten uns zur Stadt um und ...

Halt, David, halt. Wir werden sie gleich treffen. Sie sind hier. Anna und August werden im Lager sein. Denn hier wollte Anna hin, sie hatte schon lange von diesem Ort gesprochen. Er sollte akzeptabel sein. Hier gab es Essen und Strom aus Solarzellen. Und nicht zuletzt gab es Wasser. Sauberes, kaltes Wasser aus dem Hahn.

Und von diesem Lager aus sollte es möglich sein, weiter nach Norden zu gelangen.

Der Fahrer bremste ab, fuhr an den Straßenrand und hielt an. Lou wurde wach.

»Da!« Er deutete auf etwas.

Vor uns lag ein Zaun mit einer tarnfarbenen Plane darüber.

Anna. August.

Der Fahrer ließ uns hinaus, murmelte »Viel Glück« und verschwand in einer Staubwolke.

Die Luft schlug uns entgegen wie eine heiße Wand. Lou blinzelte in die Sonne und griff nach meiner Hand.

Die Feuerkugel am Himmel saugte jeden Wassertropfen aus mir heraus. Der Asphalt glühte, war so heiß, dass er sicher bald schmelzen würde.

Mein Handy war kaputtgegangen, und meine Armbanduhr hatte ich unterwegs eingetauscht. Ich wusste nicht, wie viel Uhr es war. Aber der Zaun vor uns warf noch immer einen Schatten, es konnte also nicht viel später als drei sein.

Ich ging schnell. Jetzt würden wir sie wiederfinden. Sicher waren sie vor uns angekommen.

Wir kamen zum Eingang, wo zwei Wachleute in Militäruniform an einem Tisch saßen.

Sie sahen uns an, ohne uns zu sehen.

»Ausweispapiere?«, fragte der eine.

»Ich suche jemanden«, sagte ich.

»Erst die Papiere«, sagte der Wachmann.

»Aber ...«

»Oder wollen Sie nicht rein?«

Ich legte ihm unsere Pässe vor, behielt Annas und Augusts Pass aber im Rucksack. Der Wachmann brauchte nicht zu sehen, dass wir sie hatten. Dann würde er sicher nur anfangen, Fragen zu stellen.

Er blätterte hastig durch die Seiten in meinem Pass und hielt bei meinem Foto inne. Ich selbst zuckte jedes Mal zusammen, wenn ich es sah. Der Typ auf dem Bild, war ich das? So runde Wangen, beinahe dick. Hatte die Kamera mein Gesicht verzerrt?

Nein, so hatte ich damals ausgesehen, rundlich, nicht dick, aber gut genährt.

Oder vielleicht im Grunde normal. Vielleicht hatten wir früher alle so ausgesehen.

Er nahm Lous Pass in die Hand, der neueren Datums war, aber Lou wuchs so schnell. Das Kind auf dem Foto hätte jedes Kind sein können. Drei Jahre alt, als die Aufnahme gemacht worden war. Lächelnd. Nicht ernst, so wie jetzt.

Heute früh hatte ich ihr das Haar geflochten, das konnte ich gut. Ich bürstete es und teilte es in zwei Hälften, mit einem strengen S